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Die OECD veröffentlichte am 3. Dezember 2025 die Studie "Stand der Integration von Zugewanderten: Österreich". Zugewanderte stellen etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Österreichs und etwa ein Viertel der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Während die EU-Freizügigkeit die Zuwanderung nach Österreich am stärksten vorantrieb, entfiel in den letzten zehn Jahren jeweils ein Sechstel der dauerhaften Zuwanderung nach Österreich auf humanitäre Migration und Familiennachzug. Infolgedessen kommen Zugewanderte aus verschiedenen Herkunftsländern mit vielfältigen sozioökonomischen Hintergründen nach Österreich und haben unterschiedliche Integrationsbedürfnisse
Das formale Bildungsniveau der in Österreich lebenden Zugewanderten im erwerbsfähigen Alter, die in der EU geboren sind, ist im internationalen Vergleich hoch. Der Anteil der Zuwanderungsbevölkerung mit hohem Bildungsniveau liegt sogar über dem der im Inland geborenen Bevölkerung, wobei mehr als zwei Fünftel der Zugewanderten aus EU-Ländern gegenüber einem Drittel der im Inland Geborenen über einen Tertiärabschluss verfügen.
Ein erheblicher Teil der Zugewanderten aus Nicht-EU-Ländern in Österreich sind Geflüchtete und ihre Familienangehörigen, die in ihren Herkunftsländern oft nur begrenzten oder gar keinen Zugang zu Bildung hatten. Infolgedessen ist das Bildungsniveau dieser Gruppe niedriger als das der in der EU geborenen Zugewanderten. Nur etwa ein Viertel der Zugewanderten aus Nicht-EU-Ländern in Österreich verfügt über einen Tertiärabschluss. Dieser Anteil ist niedriger als in vielen Vergleichsländern. Allerdings haben nur relativ wenige Zugewanderte aus Nicht-EU-Ländern in Österreich ein sehr niedriges Bildungsniveau, d. h. höchstens einen Grundschulabschluss.
Zugewanderte in Österreich, insbesondere aus Nicht-EU-Ländern, sind stark in niedrigqualifizierten Berufen vertreten. Obwohl sie nur etwa zwei Fünftel der Bevölkerung mit niedrigem Bildungsniveau ausmachen, besetzen Zugewanderte die meisten dieser Arbeitsplätze in Österreich. Des Weiteren arbeitet weniger als die Hälfte aller Zugewanderten mit Tertiärabschluss (und etwas mehr als die Hälfte in Wien) in Berufen, die ihrem Bildungsniveau entsprechen. Unter den Hauptzielländern weisen nur Spanien und Italie niedrigere Quoten auf.
Zugewanderte mit ausländischen Qualifikationen haben Schwierigkeiten, Zugang zu hochqualifizierten Arbeitsplätzen zu erlangen, insbesondere wenn sie ihre Qualifikationen außerhalb der EU erworben haben. Während 62 % der erwerbstätigen Zugewanderten mit einem österreichischen Tertiärabschluss in hochqualifizierten Berufen arbeiten, sind es bei erwerbstätigen Zugewanderten mit einem Tertiärabschluss aus einem anderen EU-Land 48 % und bei jenen mit einem Tertiärabschluss aus einem Nicht-EU-Land nur 27 %. Ohne Anerkennung ihrer Qualifikationen können Zugewanderte mit ausländischen Abschlüssen in der Regel keinen reglementierten Beruf oder Gewerbe ausüben. Darüber hinaus akzeptieren Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ausländische Qualifikationen selbst in nicht reglementierten Berufen oft nicht als gleichwertig.
Auch unter den Geflüchteten in Österreich ist das Bildungsniveau im internationalen Vergleich hoch. Über die Hälfte hat einen Abschluss im Sekundarbereich II oder einen Tertiärabschluss, während nur etwa jede zehnte Person lediglich die Grundschule abgeschlossen hat.
Während die Erwerbstätigenquoten von Geflüchteten, die in den letzten zehn Jahren nach Österreich gekommen sind, ähnlich hoch sind wie in Ländern wie Schweden, den Niederlanden und Deutschland, steht Österreich vor großen Herausforderungen bei der Sicherung von qualifikationsgerechter Beschäftigung für Geflüchtete. Über zwei Drittel der Geflüchteten mit einem Tertiärabschluss sind erwerbstätig, doch weniger als die Hälfte von ihnen arbeitet in ihren formalen Qualifikationen entsprechenden Positionen. Nicht nur sind
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber oft unsicher hinsichtlich der Qualifikationen von im Ausland Ausgebildeten, auch die Geflüchteten selbst sind häufig nicht in der Lage, ihre Qualifikationen nachzuweisen. Ein weiteres Hindernis stellen unzureichende Deutschkenntnisse dar.
Im Jahr 2022 hatten weniger als die Hälfte der seit mehr als zehn Jahren im Land ansässigen Zugewanderten die österreichische Staatsangehörigkeit, ein geringerer Anteil als in den meisten anderen Hauptzielländern. Damit haben über 600.000 seit Langem ansässige Zugewanderte keine staatsbürgerlichen Rechte, wie z.B. das Wahlrecht bei nationalen Wahlen. Die niedrige Einbürgerungsquote hängt möglicherweise damit zusammen, dass das österreichische Staatsbürgerschaftsrecht die doppelte oder mehrfache Staatsbürgerschaft grundsätzlich nicht zulässt. Darüber hinaus könnten einige über die Aufenthaltsdauer hinausgehende Einbürgerungsvoraussetzungen, darunter ausreichende finanzielle Mittel, Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1 sowie Kenntnisse der österreichischen Werte und Geschichte, für bestimmte Gruppen schwer zu erfüllen sein. Tatsächlich liegt die Einbürgerungsquote von hochqualifizierten Zugewanderten aus Nicht-EU-Ländern, die diese Voraussetzungen eher erfüllen, um 16 Prozentpunkte höher als die bei geringqualifizierten Zugewanderten aus Nicht-EU-Ländern.
OECD (2025), Stand der Integration von Zugewanderten: Österreich, OECD, Paris
OECD (2025), State of Immigrant Integration: Austria, OECD, Paris





